Felix Gonzalez-Torres’ Arbeit UNTITLED (WE DON´T REMEMBER) steht in enger Verwandtschaft zu den Ideen von Künstler*innen wie Steve McQueen. Gonzalez-Torres’ Arbeit – als präzise gesetzter Papierstapel im Ausstellungsraum – ist Installation, Skulptur und Druckgrafik zugleich, und über die Dauer der Ausstellung hinaus als Kunstwerk definiert, das den Dialog mit den Besucher*innen sucht. Sowohl formal (als Skulptur löst sich das Kunstwerk in seine einzelnen Papierbögen auf) als auch konzeptuell (die Materialien selbst sind kein Kunstwerk mehr, sobald die Ausstellung vorbei ist), erreicht diese Arbeit eine ultimative Volatilität, die es den aufgedruckten und ausgelösten Informationen selbst ermöglicht, real zu werden.
Das Zitat „Wir erinnern uns nicht“ fragt über das spezifisch Historische sowohl nach dem kollektiven Willen als auch nach individueller Verantwortung. Für Gonzalez-Torres war die Grenze zwischen öffentlich und privat immer eine brüchige: „Ich denke nicht, dass mein Werk politisch ist. Ich denke, es handelt von Dingen, die mich nachts nicht schlafen lassen.“ ¹
1 Susan Tallmann, “The Ethos of the Edition: The Stacks of Felix Gonzalez-Torres”, in Julie Ault (Hg.), Felix Gonzalez-Torres, Göttingen: Steidl 2016, S. 127. Ursprünglich veröffentlicht
in Arts Magazine 66, no. 1 (September 1991), S. 13-14.
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