Sommer 2016: Im sächsischen Arnsdorf bei Dresden betritt ein kurdisch-irakischer Geflüchteter einen Supermarkt, um seine gerade erworbene Prepaid-Karte zu reklamieren. Ein Wortwechsel mit der Kassiererin eskaliert, als vier Männer den Mann attackieren, aus dem Geschäft zerren und an einen Baum fesseln. Die Polizei trifft 25 Minuten später ein. Die vier Männer dürfen nach Hause, während der Geflüchtete auf der Polizeistation verhört wird.
Zehn Tage später geht ein Video des Vorfalls im Supermarkt auf YouTube viral. Ermittlungen führen zu einer Gerichtsverhandlung: Die vier Männer sind der Freiheitsberaubung, Schabas Saleh Al-Aziz des Diebstahls und der Bedrohung angeklagt. Nach weniger als vier Stunden wird das Verfahren eingestellt, weil die Angelegenheit nicht im öffentlichen Interesse liege. Außerdem kann das Opfer nicht mehr vor Gericht aussagen: Eine Woche vor Prozessbeginn wurde Schabas Saleh Al-Aziz’ Leiche gefunden; er war in den Wäldern erfroren.
AGAIN re-inszeniert den Vorfall und untersucht die emotionalen Spuren, die Schabas Saleh Al-Aziz’ Flucht aus dem Irak, medizinische Versorgung und rechtliche Auseinandersetzungen in ihm hinterlassen haben. Beim Filmdreh sind zehn Bürger*innen anwesend, die die Szenen beobachten und außerdem Archivmaterial über den Fall sichten. Basierend auf ihrer eigenen Migrationserfahrung kommentieren sie, was sie gesehen haben – mit heftigen emotionalen Reaktionen. Die Re-Inszenierung wird von Laiendarsteller*innen gemeinsam mit den Schauspieler*innen Dennenesch Zoudé und Mark Waschke performt.
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